FOCUS-MONEY Nr. 25 (2011) Gold BOOM 2000$, 3000$, 5000$
von FOCUS-MONEY-Redakteur Johannes Heinritzi
Goldexperten rufen hohe Kursziele für das edle Metall aus. Welche Prognosen auch fundamentalen Betrachtungen standhalten.
Robert „Rob" McEwen erklärte jüngst 2000 US-Dollar je Unze (31,1 Gramm) als Zielgröße für den Goldpreis. Das Wort des Vorstandschefs von US Gold, zuvor Gründer von Goldcorp, hat Gewicht in der Goldminenbranche. Noch im laufenden Jahr soll die 2000er-Marke erreicht werden.
Und McEwen geht sogar noch ein paar Schritte weiter: Er erwartet, dass der Goldpreis in den kommenden drei bis vier Jahren auf 5000 US-Dollar je Unze steigt. Das sind nach heutiger Dollar-Euro- Relation satte 3400 Euro. Münzenliebhaber, die 2002 die ersten deutschen 100-Euro-Goldmünzen für damals noch 190 Euro ergatterten, könnten sich dann über einen Wert ihrer Goldstücke von 1700 Euro freuen.
Viele Goldgläubige. Rob McEwen steht nicht allein mit seinen Goldprognosen da. Mittlerweile gibt es nahezu 100 Analysten, in der Regel in Nordamerika und Großbritannien, die einen Goldpreis von 5000 US-Dollar für möglich halten. Einige können sich sogar einen Goldpreis von 10 000 US-Dollar vorstellen.
Die Begründungen für einen weiter steigenden Goldpreis sind zahlreich. Doch nicht alle fundamentalen und charttechnischen Herleitungen sprechen dafür, dass der Goldpreis schon übermorgen durch die Decke geht. Auch gibt es Skeptiker wie den Vorstandschef des Goldproduzenten Avocet Mining, Brett Richards. „Ich denke nicht, dass der Goldpreis schnell auf 1800 oder 2000 Dollar steigen wird. Doch auch einen Rückgang auf 1100 oder 1200 Dollar erwarte ich nicht", sagt Richards. Für eine Notierung von 5000 USDollar müssten sich die aktuellen sozialen Unruhen vom Nahen Osten und Nordafrika auf weite Teile der Erde ausbreiten, meint der ehemalige Eishockeyprofi Richards aus Kanada.
Relation zum Aktienmarkt.
Um einen fairen Wert für das Gold zu finden, suchen manche Analysten auch eine Relation zum USAktienmarkt. Unicredit-Analyst Jochen Hitzfeld geht beim Verhältnis des Dow-Jones-Industrial zum Gold von einem langfristigen durchschnittlichen Verhältnis von drei zu eins aus. Demnach hätte der Goldpreis aktuell Platz bis 4050 Dollar.... Inflation greift. Ebenfalls mit Hilfe der Historie abgeleitet beziehungsweise errechnet sind inflationsbereinigte Hochpunkte des Goldes. So liegt das Hoch von 1980, als der Goldpreis nominal 850 US-Dollar erreicht hatte, um die US-Konsumentenpreisentwicklung bereinigt, schon bei 2437 US-Dollar. Goldexperte Hitzfeld zeigt, dass bei der Berechnung mit der so genannten Schatteninflation, die deutlich höher liegt als die offizielle US- Geldentwertung, für den Hochpunkt von 1980 sogar ein Wert von 5260 US-Dollar je Unze Gold herauskommt.
Die Inflationsrate hat zudem unabhängig von Rechenexempeln auch einen praktischen, nach vorn gerichteten Einfluss auf den Goldpreis. Denn steigt die Erwartung inflationärer Tendenzen, dann ist Gold ein beliebtes Mittel, um die Kaufkraft zu erhalten.
So steigt der Goldpreis in der Regel an, wenn der reale Zins, also der offizielle Zins abzüglich der Inflationsrate, unter zwei Prozent beträgt oder sogar negativ ist. Da in den USA in den kommenden Monaten auf Grund einer weiter labilen Konjunktur keine starken Zinsanhebungen zu erwarten sind, sollte ein negativer bis gering positiver Realzins bestehen bleiben. Dies wird den Goldpreis unterstützen.
Chinesische und indische Nachfrage. Eine Nachfragekomponente, die erst seit wenigen Jahren dynamisch angewachsen ist, ist der steigende Wohlstand in Indien und China. ... China und Indien zusammen stehen heute für rund 50 Prozent der weltweiten Goldnachfrage. Behält der Goldpreis seine Korrelation zum Einkommenszuwachs in Indien und vor allem China, dann dürfte der Goldpreis im Jahr 2020 rund 4900 US-Dollar je Unze erreichen (s. Grafik).
In die Zukunft geblickt
Bleibt der Zusammenhang zwischen Einkommen in China und Indien mit dem Gold auch in den kommenden Jahren bestehen, würde der Preis Richtung 5000 Dollar streben.
Goldpreis je Feinunze bis 2020
Chinas Notenbank-Dilemma. „China will mehr Gold halten als Amerika, und Russland beabsichtigt das Gleiche", hebt US-Gold-Vorstand McEwen auch die Nachfrage der Zentralbanken als Goldpreistreiber hervor. 2010 erhöhten die Notenbanken zum ersten Mal seit 21 Jahren wieder ihre Goldbestände. Im ersten Quartal füllten die Zentralbanken ihre Tresore mit weiteren rund 120 Tonnen Gold. Es spricht also vieles dafür, dass der Goldpreis in einem längerfristigen Aufwärtstrend bleibt.
Altgold und Zentralbanken
Den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage stellten viele Jahre Recycling und offizielle Verkäufe her. Die Notenbanken fallen beim Angebot seit 2010 weg. Nachfrage zieht an Der steigende Goldpreis führt zu einer höheren Goldproduktion. Dies kommt zu Stande, da vermehrt Vorkommen mit sehr niedrigen Goldgehalten sowie in geografisch abgelegenen und risikoreicheren Gebieten wirtschaftlich abgebaut werden können. Auf der Nachfrageseite ging dagegen der Schmuckabsatz mit steigendem Goldpreis 2009 zurück. Diese Nachfragelücke füllten vor allem Investmentprodukte wie Goldmünzen und -barren sowie Exchange Traded Funds (ETFs) und Commodities (ETCs). Zudem scheinen sich die Konsumenten beim Schmuckkauf ebenfalls an höhere Preise zu gewöhnen. Der Absatz von Goldschmuck nahm bereits 2010 wieder zu.
Starker Trend
Ende 2008 ist der Goldpreis in einen steilen Aufwärtstrend eingeschwenkt. Auch eine Korrektur bis 1450 US-Dollar würde ihn nicht brechen. Die Trendlinie bietet Unterstützung und erreicht Ende 2011 rund 1600 Dollar Goldpreis je Feinunze